Doris Schmid,
Olsen &
Jürgen Palmtag
wir gehen gerne zu fuss • Raum2: Mary Ruth Walsh
03.03. - 28.04.2019 


RAUM2 • Mary-Ruth Walsh

OLSEN
Olsens Arbeiten untersuchen die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, der wir in Form von Alltagstechnologien ständig begegnen. Beispiele sind das per Knopfdruck bedienbare Öffnen des Kofferraums, der automatische Raumbedufter oder auch der Rasenmäherroboter. Bei all diesen Beispielen handelt es sich um Automaten – Maschinen bzw. Computer, die mit Hilfe von Programmierungen Tätigkeiten für den Menschen erledigen. So kann Technologie als die Anstrengung verstanden werden, dem Mensch Anstrengung zu ersparen.
 


Die Roboter und Apparate, mit denen sich der Künstler beschäftigt und die er auch selber baut, sind an den
Bruchstellen der funktionalen und rationalen Logik von Technologie positioniert. So zum Beispiel URUCA CALIANDRUM, ein Haarbürste, welche sich kriechend Richtung Sonnenaufgang bewegt, DÜSEN NACH JÄGERART, ein besessener Chefsessel, der sich um sich selber dreht oder DEFINITIONS OF THE UNDEFINED, eine Enzyklopädie, in welcher Definitionen von UFO's aus verschiedenen Enzyklopädien weltweit zusammengetragen wurden.

 
Bei Grölle Pass Projekts gibt uns Olsen Einblicke in den Garten Eden am Ende des Anthropozäns. Der Mensch, der die Maschine per Knopfdruck bedient, ist längst obsolet geworden und die Maschinen nun unter sich. Für dieses Szenario stehen Ideen Pate, wie sie auch im Trans- und Posthumanismus zu finden sind. Der Transhumanismus als die Denkrichtung, welche die Vermengung von Mensch und Maschine propagiert, um so einen effizienteren, verbesserten Menschen zu schaffen. Und der Posthumanismus als die ideologische Strömung, die die Vorstellung der Singularität – dem Moment, ab dem Maschinen ausreichend künstliche Intelligenz besitzen, um sich eigenständig und ohne menschliches Zutun weiterzuentwickeln – vorantreibt. Bei letzterem steht der technologische Fortschritt im Fokus, der es Robotern ermöglichen soll die biologische Entwicklungsgeschichte des Menschen und des Lebens allgemein zu replizieren. Auf der Überholspur der Evolution eliminieren die Roboter den Menschen vom Planeten Erde und richten sich den Garten Eden für die Zeit nach dem menschlichen Knopfdruck ein.

SCHMID
Meine Videoarbeiten werden, neben Screenings in Kinos, auf Video-Festivals und im Ausstellungskontext gezeigt. Ich realisiere sowohl Videoinstallationen als auch Videos, die auf einem Monitor oder als Projektion präsentiert werden. Meine Arbeit umfasst auch Bühnenprojektionen für Musik bzw. für Konzerte.

Es gibt meist keine Narration im klassischen Sinn, sondern eine sehr offene Erzählung. Ich stelle eher einen Zustand her, eine bestimmte Stimmung oder Situation. Es ist digitaler Film und hat dennoch einen sehr analogen Anschein. Ich projiziere Filmmaterial auf genau definierte Oberflächen, Landschaften, Räume oder Körper. Durch das erneute Filmen dieser Projektionen verändert sich das Material noch einmal grundlegend. Es bekommt einen neuen Zusammenhang.

Diese Vorgehensweisen spiegeln mein Interesse an der Auseinandersetzung mit und am Bild. Ich arbeite gerne mit und gegen die Bedeutung von Bildern.
Dazu behandle ich Videoaufnahmen als Rohmaterial, das ich erneut bearbeite. Ich habe lange gemalt und vielleicht noch immer den Blick einer Malerin.

Ich mag es, die filmische Zeit zu modellieren, die Zeit zu interpretieren oder zu re-interpretieren. Der lineare Ablauf der Zeit bricht auf, nicht nur im gesamten filmischen Ablauf, sondern auch im einzelnen Bild. Ich will wissen, was dann zu sehen ist und wie es gelesen wird. Mich interessiert der Akt des Sehens. Was damit an Haltung, Standpunkt und Auswirkung verbunden ist: der grenzenlose Blick, der beherrschende Blick, der kontrollierende Blick, der ausgelieferte Blick, und in diesem Fall der imaginäre oder utopische Blick. Interessant ist auch die Frage, wo die Narration beginnt oder endet.

Mich interessiert die Interaktion zwischen Filmbild und Realbild. Ich möchte den immateriellen filmischen Raum erweitern und nutze dazu den realen Raum. Ich mag die Idee von Räumen als Lebewesen. In einem weiten Sinn, Lebensräume, gedankliche Räume, künstliche
Räume. Räume dehnen sich aus, engen ein, erschliessen sich. Jedes Phänomen hat räumliche Konsequenzen. Fotografien, Film- und Videoaufnahmen, ob eigene oder gefundene, ich sehe und bearbeite diese Bezüge.

So greife ich neben eigenem Material manchmal auch auf
Bestehendes aus anderen Kontexten zurück. Ich glaube, diese Mischung ist ein notwendiger Weg, um meiner Realitätserfahrung näher zu kommen. Das hat natürlich auch mit der medialen Bilderflut und meiner Liebe zum Kino zu tun.

Palmtag
ASSOZIATIONSEXTASE
Man muss diesen gewaltigen Ansammlungen von „Material“ gegenüber skrupellos sein; und wenn die Aufgabenstellung mit der Lösungsfindung kollidiert, spielerisch in ein anderes Genre überwechseln und durch bewusste Dilettanz kreative Leichtigkeit erzeugen !