Julia Keppeler
destroy all monsters
18.01. - 03.03.2019 

JULIA KEPPELER
Zweite Einzelausstellung

RAUM2 | GILLES HELLEMENS
>> Adhesive Exercises <<

 

Julia Keppeler ist eine Wort- und Bildpoetin. In ihren Zeichnungen und Collagen erzählt sie absurde Geschichten. Früher hat sie experimentelle Klangcollagen und Punk gemacht, heute lebt sie im kleinen Dorf Plietzenhausen im Schwabenland in einem Häuschen mit Mann und drei Kindern.

 

In ihrer Art zu arbeiten liegt eine faszinierende Egalhaltung. Fuck the Art. Sie schafft ihre Zeichnungen für sich, und nur für sich. Um Platz in ihrem chaotischen Kopf zu schaffen, der so viele verschiedene Dinge denkt und überzuquellen droht. Möglicherweise ist jede Zeichnung immer genau das, was sie in dem Moment braucht. Das erklärt vielleicht, warum sich ihr Zeichenstil manchmal ebenso abrupt ändert wie ihre Motivwelten, die meistens von poetischem, humorvollem Text begleitet sind

Teilweise besteht eine Arbeit nur aus einem Satz und einer Krikkelei auf einem abgerissenen Stück Papier. Und sie produziert Massen. Aus Massen von Gedanken werden Massen von Zeichnungen. Tausende. Die dann, einmal entstanden, oft auch nicht mehr wichtig sind, die im Altpapier landen, mit Abdrücken von Kaffeetassen und Schuhen. (Wie eine Maschinenproduktion; einmal aufs Papier gebracht, haben sie ihre Aufgabe erfüllt.)

Das Geniale an ihren Arbeiten ist das Absurde, Bescheuerte, die Poesie im Stumpfen. In jeder einzelnen Zeichnung steckt so viel Tiefe, so viel Leben. Da ist es ein Glück, dass die Welt ihre Arbeiten zu Gesicht bekommt, dass manchmal jemand tausende Schätze aus ihrem Müll fischt und dass sie auf ihrem Blog Horny and Depressed ihre Kunst mit uns teilt.

Man begegnet in ihren Welten Vögeln, die an Kneipentheken Bier trinken, Menschen, die sich gegenseitig Regenbögen in den Mund kotzen, einäugigen Außerirdischen, die gemeinsam das Ende der Welt willkommen heißen.

Ein immer wiederkehrendes Element ihrer Arbeiten ist Text. Gedanken, Fragen, Aussagen, die den Betrachter leiten. „Will you still like me tomorrow?“, „clack clack clack clack clack clack“, „Spaßbad“. In den Texten merkt man oft ihre Verbindung zum Punk, die zweifelsohne eine ihrer Wurzeln ihres kreativen künstlerischen Schaffens ist.

Das Erzählen einer Geschichte bekommt hier etwas einzigartig plakatives und gibt den Arbeiten einen Meme-Charakter, die Sprache unserer Zeit, Bild und Text. Eine moderne Ebene, auf der hier Kunst und Zeitgeist zu verschmelzen scheinen. Doch Keppelers Arbeiten sind allein Produkte ihres Gehirns und ein Ausdruck ihrer selbst und verweigern sich dem der Kunst so oft anhaftenden/beigemenegten Wichtigkeitsanspruch.

 

Die Künstlerin präsentiert uns in der Ausstellung Universen, die überquellen und drohen einen zu ertränken. Sie lässt Ballast raus und stellt den Betrachter dezent brutal diese offene, absurde Darstellung der eigenen Gehirnwelt gegenüber.